„Entweder schweißt es einen zusammen oder das Gegenteil. In unserem Fall hat es mehr zusammengeschweißt.  Wenn man so etwas erlebt und das miteinander auch teilen kann, ist es umso schöner.“

Christian Kenk

Christian Kenk: Vieldenker, Vogelfreund, schwer behindert

Hi, ich bin Christian, begeisterter Birdwatcher und körperbehindert. Meine Erkrankung ist eine generalisierte Dystonie. Dadurch habe ich starke unkontrollierte Bewegungen, die mich aber nicht aufhalten. Mein Geist funktioniert, mein Wille ist da um am Leben teil zu haben.
Glücklicherweise habe ich ein weitgehend selbstbestimmtes Leben, ich kann meinem Hobby nachgehen, Zeit mit meinen Freunden verbringen, selbst entscheiden wann ich esse und wann ich ins Bett gehe. Alltägliche Dinge für Andere, für mich eine Freude, diese Möglichkeit zu haben.

Gemeinsam mit Bernd kann ich meinem Jagdfieber nach Vögel nachgehen, diese beobachten, ihren Stimmen lauschen und sie zu identifizieren.

Gemeinsam sind wir gern draußen unterwegs, in der Natur, aber auch in den Städten. Wir freuen uns, mit anderen ins Gespräch zu kommen, Barrieren zu überwinden und von uns zu erzählen.

„Du siehst den Bussard, aber nicht den Wind.“ Genauso ist das. Es gibt eben Dinge, die man sich nicht erklären und die man nicht verstehen kann. Manchmal kann man mit schwierigen Dingen leichter leben, wenn man sie nicht weiter hinterfragt und eben so nimmt, wie sie sind. Ändern lassen sie sich nicht. Das versuche ich so oft ich kann, manchmal gelingt es mir auch nicht und ich kämpfe und hadere mit dem Schicksal. Aber ich versuche immer wieder aufzustehen und weiterzumachen. Manchmal ein bisschen zu fliegen, wie die Vögel. Es einfach leicht nehmen, auch wenn es nicht leicht ist.

Bernd und ich sind seit über 25 Jahren befreundet. Kennengelernt haben wir uns als ich in einer Kinderklinik war und er dort seinen Zivildienst leistete. Wir freundeten uns an – und sind bis heute Freunde geblieben. Trotz meiner Behinderung, trotz Widerstände.

Vieles hat unsere Freundschaft stärker gemacht. Vieles sie herausgefordert. Ich glaube wir sind beide dankbar einen Menschen zu haben, mit dem man durch Dick und Dünn gegangen ist und der einen bis ins letzte Detail kennt. Ein Maß an Vertrauen, welches mir, trotz meiner Behinderung, immer wieder Zuversicht gibt.

Inzwischen habe ich eine Tiefenhirnstimulation vornehmen lassen. Einen sogenannten Hirnschrittmacher einsetzen lassen. Der blockiert durch elektrische Impulse die unkontrollierten Bewegungen etwas und es geht mir heute besser, auch wenn ich noch auf genauso viel Hilfe angewiesen bin, freue ich mich nicht mehr so mit meinem Körper kämpfen zu müssen. Ich habe etwas Kontrolle zurückgewonnen.

Ein Glück, nicht nur für mich.